Fortbildung für die Lehrkräfte des alevitischen Religionsunterrichts
Angehende, als auch praktizierende Lehrer/-innen des alevitischen Religionsunterrichts haben sich unter Leitung von Fikriye Aras zu einer Fortbildung im Cemevi zusammengefunden. In dem ersten Teil einer Fortbildungsreihe haben sie ihre Erfahrungen ausgetauscht und neue Unterrichtseinheiten entwickelt.
Da die Bildungsentwicklung, gerade von Kindern, ein sehr wichtiges Anliegen für die Alevitische Gemeinde zu Berlin ist, sind unsere Lehrer/-innen des alevitischen Religionsunterrichts ständig bemüht Unterrichtsinhalte so kindgerecht wie nur möglich ihren Schüler/-innen zu vermitteln. Aus diesem Anlass haben sich angehende, als auch praktizierende Lehrer/-innen des alevitischen Religionsunterrichts zur Fortbildung im Cemevi zusammengefunden.
Neue Unterrichtsinhalte, die von den Fragen der Schüler/-innen inspiriert waren, wurden vorgeschlagen und wichtige Erfahrungen aus dem alevitischen Religionsunterricht wurden ausgetauscht. Durch den Erfahrungsaustausch wird es jedem Lehrer und jeder Lehrerin ermöglicht den eigenen Unterricht immer mehr zu optimieren. Eines der Unterrichtsinhalte bezog sich auf das Thema „Tod und Seelenwanderung im Alevitentum“. Dieses sensible Thema wurde genauer diskutiert, indem zunächst in kleinen Gruppen Unterrichtseinheiten geplant und anschließend der gesamten Gruppe vorgestellt wurden. Wichtig war es hierbei das Thema „Tod und Seelenwanderung im Alevitentum“ so zu gestalten, dass die Schüler/-innen ohne Angst und negative Assoziationen diesem Thema heran geführt werden können.
Weitere Themen, die in den nächsten Fortbildungen besprochen werden wollen, sind die Folgenden:
1. Hakk (Gott)
2. Geschlechterrollen im Alevitentum
3. İbadet (alevitischer Gottesdienst)
Im neuen Jahr 2015 werden die Fortbildungen weiter geführt werden, wobei der erste Termin für Anfang März angestrebt wird.
Sevingül Timur & Vildan Gül
Wir gedenken an das Maras-Massaker von 1978
Pressemitteilung am 27.12.2014
Die Alevitische Gemeinde zu Berlin organisiert eine Demonstration und Gedenkveranstaltung zum Maras-Massaker von 1978.
Dazu erklärt sie:
Wir verurteilen die antidemokratische und restriktive Politik der AKP-Regierung, die die friedlichen Gedenkveranstaltungen zum Maras-Massaker in der Türkei erschweren.
Wir fordern den türkischen Staat auf, 36 Jahre nach dem Maras-Massaker alle relevanten Archive für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, damit die Verantwortlichen dieses fürchterlichen Massakers zur Rechenschaft gezogen werden können.
Wir möchten alle Menschen, die sich zur Demokratie und Rechtstaatlichkeit bekennen, zu unserer Demonstration am 28.12.2014 um 16:00 Uhr vor dem Cemhaus (Waldemarstr.20, 10999 Berlin) einladen, um ein Zeichen gegen Unterdrückung, Mord und Verfolgung zu setzen.
Hintergrundinformation:
Vor 36 Jahren ereignete sich vom 19. bis zum 26. Dezember 1978 eines der blutigsten Massaker in der Geschichte der Türkei. Das Massaker ereignete sich in einem von überwiegend Aleviten bewohnten Viertel der Stadt Maras. Offizielle Angaben bestätigen 111 Tote, wobei die Zahl der Ermordeten deutlich höher geschätzt wird. Tausende Aleviten waren gezwungen ihre Heimat zu verlassen, da sie in Maras um Leib und Seele fürchten mussten. Die damalige Regierung griff nicht ein; die Polizei sah zu, wie unschuldige Menschen auf offener Straße ermordet und vergewaltigt wurden.
Das Maras-Massaker ist in der türkischen Staatsgeschichte weder das erste noch das letzte Massaker. Im Archiv des damaligen Ministerpräsidenten Bülent Ecevit wurden Dokumente gefunden, die belegen, dass der türkische Geheimdienst (MIT) hinter diesem pogromartigen Angriff stand. Bis heute bestehen keinerlei Bemühungen zur Aufklärung dieser menschenverachtenden Tat. Die eigentlichen Täter wurden nicht zur Verantwortung gezogen. Einer der Drahtzieher des Massakers, Ökkeş Kenger (Şendiller), wurde freigesprochen und später zum Abgeordneten im türkischen Parlament gewählt. Viele andere Mittäter wurden mit hohen Posten im Staatsapparat belohnt.
Alevitische Gemeinde zu Berlin
Ein Zeichen gegen die Pegida setzen!
Pressemitteilung am 22.12.2014
Zu den Entwicklungen der PEGIDA-Bewegung erklärt die Alevitische Gemeinde zu Berlin:
Wie fordern alle politischen Parteien, religiöse Institutionen und die gesamte Öffentlichkeit auf ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie zu setzen!
Wir lehnen die nationalistischen und rechtskonservativen Parolen der PEGIDA-Bewegung ab. Sie sind einer reifen Demokratie nicht würdig. Wir möchten uns für ein Deutschland stark machen in dem alle Menschen, die sich zur Demokratie und Rechtsstaatlichkeit bekennen, ganz egal welcher Herkunft oder Religionszugehörigkeit, willkommen sind.
Die Entwicklung der PEGIDA-Bewegung, die sich fremdenfeindlicher und islamophober Ressentiments bedient, beobachten wir mit äußerster Sorge. Die Ablehnung der Aufnahme von asylsuchenden Menschen, die vor Krieg, Mord und Unterdrückung flüchten, stellt einen klaren Bruch zu unserer Demokratie und unserem Rechtsstaatsverständnis dar.
Die PEGIDA-Bewegung vermag es über 15.000 Menschen zu mobilisieren, angesichts dieser Größenordnung der Teilnehmerzahl wird deutlich, dass dieses Gedankengut in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist. Dieser Entwicklung muss gezielt entgegengewirkt werden. In Form von verstärkter Öffentlichkeitarbeit muss der breiten Masse verdeutlicht werden, dass der Hass und die Radikalisierung Einzelner nicht auf eine gesamte Religion projiziert werden darf.
Wir dürfen uns nicht vor den Krisen und Kriegen, die Millionen von Menschen in äußerste Not versetzt haben, verschließen. Viel eher müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie man das Leid der Menschen lindern und die andauernden Konflikte unterbinden kann. Eine ausgewogene und reife Demokratie muss es als humanitäre Pflicht sehen, Menschen in Not Zuflucht zu gewähren. Die Massenproteste stellen für die ohnehin traumatisierten Flüchtlinge eine unzumutbare weitere Belastung dar. Darüber hinaus wird zahlreichen Menschen mit muslimischem Hintergrund, die zweifelsohne Teil dieser Gesellschaft sind, vermittelt, dass sie unerwünscht sind und nicht zu Deutschland gehören.